Nach der zuletzt überkauften Lage pendelt unser Deutscher Aktienindex seit geraumer Zeit in einer engen Handelsspanne. Gerade einmal 400 Punkte lagen die Höchst- und Tiefstkurse innerhalb der letzten 4 Wochen auseinander. So eine geringe Schwankungsbreite konnte aus nachvollziehbaren Gründen seit Januar 2022 nicht festgestellt werden. Zu hoch sowie schnell gestiegene Kurse können über eine Seitwärtsbewegung konsolidieren. Ob es dabei bleibt, wird unter Umständen in der laufenden Woche entschieden. Wichtige Inflationskennzahlen stehen auf dem Programm. Außerdem bitten beide Notenbanken zum letzten Tanz im laufenden Jahr. In der Konsequenz, sind je nach Tonlage sowie Entscheidung, Impulse für beide Richtungen möglich. Kurzzeitige Verunsicherung ging vergangenen Freitag von den Erzeugerpreisen der Vereinigten Staaten aus. Zwar verlangsamt sich die Teuerung, die Zahlen fielen aber nicht so niedrig wie gewünscht aus. Den kleinen Schock konnten die Märkte gut verdauen, nur die zinssensiblen Technologieaktien mussten erneut eine Etage tiefer. Am Sonntag erschien ein vielbeachtetes Interview mit Janet Yellen. Sie ist ehemalige Notenbankerin und aktuelle US-Finanzministerin. Beim Ausbleiben großer Schocks rechnet Frau Yellen mit einer deutlichen Abschwächung der Inflationsraten im Jahr 2023. Solche Töne begeistern die Börsianer. Trotzdem treten abermals Spielverderber auf den Plan. Der Chefstratege von Morgan Stanley meldet sich Anfang der Woche mit pessimistischen Prognosen zum Aktienmarkt zu Wort. 2023 kommt es im ersten Halbjahr zu einem starken Kursrutsch von über 20 Prozent, ehe zum Ende hin diese Verluste aufgeholt werden. Seine Prognose gilt natürlich für die USA. Sollte das Szenario überhaupt eintreten, wäre es eine Bewährungsprobe für unseren DAX. Wegen seiner niedrigen Bewertung ist eventuell sogar eine Abkopplung von der Leitbörse möglich. Morgan Stanley sieht eine schwere Rezession aufziehen, derzeit stehen die Zeichen eher für eine verkraftbare Wirtschaftsabschwächung. Bisher verhallte auch diese Warnung, der Markt hat über die letzten Monate viele Hiobsbotschaften eingepreist.
Spannende Konstellationen
Durch die absolvierten Sprünge von Gold & Co gen Norden steigt auch das Medieninteresse an den Edelmetallen. Vor kurzer Zeit führte die Gattung ein absolutes Stiefmütterchen Dasein, wurde als Anlageklasse sogar verspottet. Gerade läuft die komplette Kehrtwende. Es werden unzählige Gründe gesucht, die höhere Kursziele rechtfertigen. Tatsächlich sehen die Charts sehr vielversprechend aus. Für die finale Bestätigung des Trends fehlt noch ein Schritt auf dem Treppchen nach oben. Auch dabei kann die Notenbanksitzung der FED am heutigen Abend eine tragende Rolle spielen. Über die Terminmärkte regt sich bei Groß- und Kleinspekulanten erhebliches Interesse an Gold. Spektakulärer sieht sogar die Situation für Silber aus. In fast allen Bereichen der Industrie zieht die Nachfrage spürbar an. Elektromobilität, erneuerbare Energien sowie 5G-Technologie gehören zu den Treibern. Zusätzlich entdecken Anleger das weiße Metall als Ersatzwährung. Im zweiten Jahr hintereinander wird dies zu einem Angebotsdefizit führen. Es ist die spannendste Ausgangslage seit Jahrzehnten. Was macht der Markt aus dieser Logik? Die Entscheidung ist angeschoben oder fällt in Kürze. Vorerst gehört Die Schwäche bei Öl der Vergangenheit an. Eine wichtige Pipeline zwischen den USA und Kanada funktioniert nicht. Dadurch wird die Angst um die Ölversorgung in den USA verstärkt. China entfacht durch die Änderung in der Corona-Politik zukünftige Nachfragefantasie. Außerdem denkt Putin wegen der Sanktionen über eine Verknappung der Fördermengen nach. Dies alles stützt den Kurs.
Die Woche der Notenbanken
Alle Augen schauen auf die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank. In ihren jeweils letzten turnusmäßigen Sitzungen des Jahres 2022 wird bei beiden Währungshütern mit einer Zinserhöhung von 0,5 Prozent gerechnet. Nach vier Leitzinsanhebungen um 0,75 Prozent in Folge würde die US-Notenbank endlich einlenken. Diese Verlangsamung ist überfällig, um die Konjunktur sowie die Märkte nicht vollkommen abzuwürgen. Bis zur Entscheidung stehen die Kurse von Anleihen auf der Stelle. Der Bund-Future rutschte kurz unter 140 ab, verteidigt nun diese Grenze von oben. Staatsanleihen der USA mit zehnjähriger Laufzeit tendieren mit einer Rendite von 3,60 Prozent p.a. marginal höher.