Nach den herben Einbrüchen ist gerade eine Verschnaufpause angesagt. Alle Nachrichten drehen sich selbstverständlich um den Krieg. Die Volatilität (Schwankungsbreite) fällt dementsprechend hoch aus. Dabei wird der kleinste Lichtblick mit Kurssprüngen von 10 Prozent gefeiert, umgekehrt bringen neuerliche Schreckensnachrichten die große Angst zurück. Daraufhin rauschen die Notierungen um mindestens die gleiche Größenordnung in die Tiefe. Auf kurze Sicht bleibt jedes Szenario möglich, von Entwarnung kann keine Rede sein. In so einer Gemengelage scheint alles, wie das Stochern im Nebel. Hellsehen ist niemandem von uns gegeben. Die einzigen Hilfsmittel stellen technische Indikatoren sowie historische Erfahrungen dar. Bei der Technik (Umsätze, V-DAX) leuchteten vergangene Woche die Extreme auf. Im Verlaufstief erreichte der Deutsche Aktienindex fast 12.400 Punkte. Von dort setze eine starke Erholung bis über 14.000 ein. Nun geht es in den ersten zaghaften Versuch einer Bodenbildung. Durch die derzeitige Nervosität sieht es nach einer breiten Bodenspanne aus. Dies ist natürlich besser, als gäbe es keinerlei Unterstützungen. Zwischen 12.000 bis 14.000 steht zumindest ein kleiner Ansatz dafür. Je nach Neuigkeiten müssen Tests der angegebenen Bandbreite genau beobachtet werden. Die niedrige Bewertung von Aktien sowie die grottenschlechte Stimmung lassen zu jedem Zeitpunkt ein Comeback zu. Unter Umständen nehmen wir dafür weitere Rücksetzer in Kauf. Zum größten Sorgenkind in unseren Depots entwickeln sich die Chinaengagements. Auf der dortigen Börse lastet eine außergewöhnliche Dreifachbelastung. Deswegen verlieren fast alle Anleger die Nerven, es riecht nach Kapitulation. In China grassiert der stärkste Corona-Ausbruch seit Pandemiebeginn, die Nähe zu Russland lässt Sanktionen befürchten und der Streit um die Börsennotiz chinesischer Firmen an der Wall-Street tut sein Übriges. Auf dem jetzigen Niveau zu verkaufen, ist keine gute Idee. Gestern erfolgte ein zaghafter Nachkauf bei tiefsten Kursen. Wenn jemand mittelfristig aus dem Schlamassel herauskommt, dann China. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt mit ihren 1,4 Milliarden Einwohnern weisen ein echtes Pfund auf. Zudem liegen größter Fleiß und Ehrgeiz in ihrer Kultur. Vor 20 Jahren erfolgte ein ähnlicher Einbruch, das positive Ende ist bekannt.
Kriegskurse kommen zurück
An den Rohstoffmärkten gab es die dramatischsten Ausreißer nach oben. Von den Spitzenkursen Öl (129 USD) sowie Gold (2.070 USD) traten deutliche Rücksetzer ein. Man könnte glauben, dass einige Marktteilnehmer auf baldige Friedensansätze bauen. Tatsächlich bewegen wir uns vorerst zu realistischeren Preisen. Die kleinen Fahnenstangen, die zuletzt durch die Panik auf anderen Märkten kreiert wurden, sind auf Dauer nicht haltbar. Spieler verlassen das Parkett, zurück bleiben echte Investoren mit längerem Anlagehorizont. Außerdem belastet der jüngste Zinsanstieg die Edelmetalle. Wir halten an den Positionen fest, steckt unsere Welt doch voller Krisen.
Fortsetzung des Zinsanstiegs
Regelrecht eingebrochen trotz andauerndem Krieg ist der Bund-Future. Von 170 ging es jetzt unter 162. Die heutige Notenbanksitzung in den USA wirft ihre Schatten voraus. Normalerweise lagen alle Karten auf dem Tisch. Jetzt müssen wir auf die genaue Wortwahl im Kontext des Krieges achten. Die Rentenmärkte nahmen eine Antwort vorweg. Zehnjährige US-Staatspapiere werfen nun schon über 2 Prozent Rendite p.a. ab. Es wird nur eine Durchgangsstation sein. Unsere Zinsanlage profitiert von diesem Trend.