Während die Wall-Street wegen der Zinspause aufatmete, erfolgte in Europa, wie erwartet, der nächste kleine Zinsschritt. Darauf waren die Märkte vorbereitet. Folglich gab es durch die Bekanntgaben keine Verwerfungen bei den Kursen. Technologieaktien, die als besonders zinssensitiv gelten, legten vorerst sogar eine weitere Schippe drauf. Mit dem jetzigen Verzicht auf eine Anhebung der Leitzinsen in den Vereinigten Staaten wird für den Aktienmarkt etwas Druck aus dem Kessel genommen. Technisch bleibt ein Rücksetzer nach den teilweise phänomenalen Rekordjagden immer möglich. Dies wäre vollkommen normal, gehört unweigerlich zum Börsenrhytmus. Demgegenüber steht die Angst des Verpassens einer zunehmenden Investorengemeinde. Sie kauften jeden Kursrückgang, setzen damit nicht investierte Anleger unter Druck. Zwischen beiden Gruppierungen steht demnächst eine Entscheidung an. Gewisse Übertreibungen fanden zuletzt speziell im Hightech-Sektor statt. Das Zauberwort „Künstliche Intelligenz“ macht an der Börse sowie in den Medien die Runde. Tatsächlich kommt dem Ganzen eine Art Revolution gleich. Genau wie die Erfindung des Computers oder des Internets stellt es die Unternehmen und unsere Wirtschaft auf den Kopf. Natürlich sehen wir erst den Anfang, so ein Prozess begleitet uns 10 bis 15 Jahre. Als Konsequenz verschwinden etablierte Unternehmen, bis jetzt vollkommen unbekannte Firmen wachsen zu neuen Giganten. Bei allen Risiken dieser Technologie stehen der Ökonomie bemerkenswerte Innovationen bevor. Dabei dürfen wir keine gleichförmige Entwicklung erwarten. Großartige Boomphasen stehen im Wechselspiel mit herben Einbrüchen. Schlussendlich profitieren der Kapitalismus sowie die Börse langfristig vom neuen Treiber.
Edelmetalle vor dem Ausbruch?
Seit mehr als einem Monat pendelt der Goldpreis in der Spanne von 1.930-1.980 USD. Je länger eine Bewegung innerhalb einer engen Bandbreite vonstattengeht, umso dynamischer folgt der anschließende Ausbruch. Von der reinen Charttechnik ausgesehen, sind in der außergewöhnlichen Pattsituation, beide Richtungen möglich. Mittelfristig wird auch ein eventueller Rücksetzer den Trend nicht in Gefahr bringen. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen können die Edelmetalle als preiswert angesehen werden. Eine nicht beliebige Vermehrung auf der Angebotsseite führt zukünftig obendrauf zu logischen Verknappungen. Solche Tendenzen rufen einen neuen „Super-Bullen“ auf den Plan. Analysten des Wells Fargo Investment Institute sehen bis 2030 eine Preisexplosion auf 7.000 USD pro Feinunze (31,103 Gramm) für Gold. Aus heutiger Sicht wirkt das vorgegebene Ziel mehr als sportlich und riecht nach extremer Übertreibung. Am Ende liegen aber Fakten auf dem Tisch, die so oder so für höhere Notierungen sprechen. Eine USD-Schwäche verbunden mit nachlassender Zinsangst sowie begrenzten Fördermengen stellen einen positiven Cocktail dar. Bisher reichten beim Öl die neuerlichen Drohungen seitens der erdölfördernden Länder aus, um eine kleine Stabilisierung zu erzwingen. Bei einem erneuten Schwächeanfall sollten den Worten Taten folgen.
Pause und Straffung
Jerome Powell und seine Kollegen von der Federal Reserve nehmen wie erhofft, den Fuß vom Zinspedal. Seit einer gefühlten Ewigkeit wurden die Leitzinsen in New York nicht angerührt. In der anschließenden Pressekonferenz verwirrte der Notenbankchef jedoch. Bis zu zwei weitere Anhebungen im Laufe des Jahres seien aus seiner Sicht weiterhin möglich. Dabei kommt die amerikanische Inflationsrate nach ihrem gigantischen Höhenflug kontinuierlich zurück. Im Mai erfolgte eine Abschwächung von 4,90 auf 4,00 Prozent. Es stellt den niedrigsten Stand seit zwei Jahren dar. In Europa hängen wir dieser Entwicklung hinterher. Trotzdem folgt auch hier der Verlauf dem US-Vorbild mit etwas Verzögerung. Deswegen fielen die Worte seitens der EZB unverändert hart aus. Zu einem Festhalten an der straffen Geldpolitik gäbe es keine Alternative. An den Zinsmärkten lösten die Worte keine Erschütterungen aus.