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Nervosität auf allen Ebenen

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Im Verlauf der vergangenen Tage löste der zu geringe Rückgang der US-Inflationsrate einen weiteren Ausverkauf in sämtlichen Anlageklassen aus. Dabei ragten im negativen Sinne Technologieaktien sowie Kryptowährungen mit horrenden Verlustzeichen heraus. Qualitätstitel, wie Kion oder Fedex, verloren wegen Gewinnwarnungen innerhalb einer Handelssitzung über 20 Prozent an Wert. Blanke Panik durchzieht die Märkte. Der September macht seinem schlechten Ruf alle Ehre. Etliche Stimmungsindikatoren weisen bei den Messungen katastrophale Werte auf. Im laufenden Monat wird dies sogar noch getoppt. Vom Gefühl her, müsste unser Deutscher Aktienindex bei 7.000 Punkten oder tiefer stehen. Bisher tat er den Schwarzsehern diesen Gefallen nicht. Um 20.00 Uhr MEZ wird heute das Protokoll der Federal Reserve zur Zinspolitik bekanntgegeben. Heftige Ausschläge sind vorprogrammiert. Börsianer mögen einen klaren Fahrplan, dieser wird uns im Anschluss vorliegen. Dabei verkommt die unmittelbare Reaktion der Anleger im heutigen Kontext zur absoluten Wundertüte. Je nach Notenbankstrategie ist ein Flaschenhalslöser in beide Richtungen möglich. Bei einem positiven Verlauf sind wir mit bestehenden Positionen sofort an Bord. Sollte eine Unruhe zum Bruch der 12.400 Punkte-Marke führen, liegt eine Art Crash im Bereich des Möglichen. Unter 12.000 Zählern würden dann mit der vorhandenen Liquidität Käufe durchgeführt. Ein Deutscher Aktienindex mit einem Kurs-Gewinnverhältnis von 10 hat eine Rezession eingepreist. In den wichtigen Wendejahren wie 2003 und 2008 war die Ausgangslage ähnlich. Kein Mensch traute Aktien noch etwas zu, der Teppich für ein Comeback war damit ausgelegt. Zudem endet jeder Krieg irgendwann am Verhandlungstisch. Selbst diese Variante müssen wir ständig im Hinterkopf behalten. Eine Art Waffenstillstand stünde für eine sofortige Entspannung auf sämtlichen Ebenen. Im Prinzip liegen fast alle schlechten Karten auf dem Tisch, für gute gibt es gerade keinen Platz. Was passiert in so einer Situation bei einem noch so kleinen Hoffnungsschimmer…

Verkaufswelle bei Rohstoffen

Immer wieder verteidigte der Goldpreis die wichtige Unterstützung bei 1.680 USD. Unter dem Druck jüngster Inflationsdaten riss nun diese Grenze. Einer Rückeroberung fehlte die Kraft. Jetzt kommt es auf die Reaktion zum Zinsentscheid in den Vereinigten Staaten an. Von Erleichterung bis Kapitulation ist alles möglich. Jedes Wort von Jerome Powell wird im wahrsten Sinne des Wortes auf die Goldwaage gelegt. Der kurzfristige Trend steht vor einer bedeutenden Entscheidung. An den Terminmärkten steigen die Short-Wetten. Damit ist eine Spekulation auf den fortschreitenden Verfall beim gelben Metall gemeint. Etwas besser erging es dem Silberpreis. Noch hält die Marke von 19 USD. Für einen richtigen Ausbruch müssen Notierungen jenseits der 20 USD her. Wir halten so oder so unsere Positionen, die stark angeschlagene Weichwährung Euro stellt keine substanzhaltige Alternative dar. Fast alle übrigen Rohstoffe legen den Rückwärtsgang ein. Wegen der überall herrschenden Rezessionsängste gehen die Investoren zukünftig von einer schwächeren Nachfrage seitens der Industrie aus. Noch treffender umschreibt es der Begriff Normalisierung. Senkrechte Preisspitzen können nie von Dauer sein. Jetzt findet eine schrittweise Anpassung an die Vorkriegslevel statt.

Alle Augen auf die FED

Am Abend treffen die amerikanischen Notenbanker, wie oben beschrieben, die nächste Zinsentscheidung. Wie das Kaninchen vor der Schlange bibbern weltweit die Anleger dem Ereignis entgegen. Eine weitere Erhöhung um 0,75 Prozent gilt als ausgemachte Sache. Erste Beobachter gehen sogar von einem ganzen Prozentpunkt aus, es wäre die stärkste Straffung seit 40 Jahren. Die Schwäche des Bund-Future findet ihre Fortsetzung, 140 Punkte liegen bald im Bereich des Möglichen. Hier kann es zu einer Atempause kommen, der große Trend bleibt danach mit schwächeren Notierungen vorgeschrieben.

Nervosität auf allen Ebenen
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.