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Nervosität im September

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Am Montag vergangener Woche verlief der Handel an den restlichen Aktienbörsen durch die feiertagsbedingte Schließung der Wall-Street in besonnenen Bahnen. Bereits einen Tag später war es mit der Ruhe vorbei. Vor allen Dingen kamen die Schwergewichte der US-Technologiebranche unter die Räder. Hier hallten die Geschäftszahlen des Anlegerlieblings Nvidia nach. Sehr gut war nicht gut genug. Innerhalb einer Handelssitzung lösten sich beim KI-Giganten unglaubliche 278 Milliarden US-Dollar in Luft auf. Dies stellt einen neuen Weltrekord dar. Jener Tagesverlust übersteigt zum Beispiel die gesamte Marktkapitalisierung von Mercedes Benz, BMW; Volkswagen, BASF, Bayer; Deutsche Bank und Adidas in Summe. Ängste vor dem Ende des Hypes bei Künstlicher Intelligenz dominieren mittlerweile die Börsenmedien. Dieses Szenario besitzt eine geringe Wahrscheinlichkeit. Eine Abkehr von der industriellen Revolution 4.0 ist so gut wie ausgeschlossen. Nach wie vor investieren die Internetgiganten wie Meta, Alphabet und Microsoft Milliardenbeträge in den Aufbau hochmoderner Rechenzentren. Der Kapitalismus braucht den Fortschritt als Lebensgrundlage. Dabei spielt die Sinnhaftigkeit eine untergeordnete Rolle. Kein junger Trend kann aus dem Stand grenzenlos in den Himmel wachsen. Bei jeder anderen Erfindung wie Automobil, Elektrizität, Computer oder Internet war es ebenso. Es gibt Bereinigungen, Crashs, Rückschläge und Auslese. So ein Zyklus verläuft in drei Wellenbewegungen, hält über Jahrzehnte an. Nun treffen diese Zweifel zur Wunderbranche auf ohnehin nervöse Investoren in einem schwierigen Börsenmonat. Geduld, gute Nerven, Streuung sowie eine Barquote helfen im rauen Umfeld.

 

Konsolidierung auf hohem Niveau

Vor allem technisch bedingt, erleben wir eine Verschnaufpause bei den Edelmetallen. Ein Blick auf den Chart, speziell bei Gold, zeigt die Notwendigkeit des Luftholens an. Dabei konnte Gold die psychologisch wichtige Grenze von 2.500 USD pro Feinunze in mehreren Anläufen doch noch verteidigen. Nun wird der ehemalige Widerstand zu einer Unterstützungslinie. Auf Jahressicht wartet Gold mit einer beeindruckenden Wertsteigerung von über 20 Prozent auf. Darüber hinaus erhält das beliebte Metall Unterstützung von prominenter Seite. Goldman Sachs setzt für das Jahr 2025 2.700 USD als Zielkurs, rät dementsprechend zum Kauf. Die baldigen Zinssenkungen bringen das westliche Kapital zurück an den Goldmarkt. Obendrein bleibt es die wichtigste Absicherung vor geopolitischen Risiken sowie Unfallgefahren im Finanzsystem. Silber manövriert sich in eine spannende Ausgangslage. Indien betritt beim weißen Metall auffällig die Weltbühne. In der Konsequenz könnten sich die indischen Silberimporte im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppeln. Maßgeblich trägt die gestiegene Nachfrage von Solarzellen- und Elektronikherstellern dazu bei. Außerdem sehen Spekulanten eine zukünftig höhere Renditemöglichkeit gegenüber dem großen Bruder. Öl kann die Abwärtsspirale nicht stoppen. Rezessionsängste finden eine stärkere Gewichtung als politische Risiken. Die Marke von 70 USD pro Barrel fand ihre Unterbietung.

 

Arbeitsmarktdaten im Blick

Zum Ausklang der zurückliegenden Handelswoche hielten die Investoren den Atem an. Auf der Agenda stand der viel beachtete Arbeitsmarktbericht der Vereinigten Staaten für den Monat August. Noch einmal ging es mit der Arbeitslosenrate herunter auf mittlerweile 4,2 Prozent. Bei den neu geschaffenen Stellen erfuhr der Markt einen Dämpfer. Hier fordern die hohen Zinsen der vergangenen Jahre ihren ersten Tribut. Die US-Wirtschaft schuf weniger zusätzliche Arbeitsplätze als erwartet. Folglich eröffnet sich der Federal Reserve ein größerer Handlungsspielraum bei den zukünftigen Zinsentscheidungen. Bereits morgen tagt die Europäische Zentralbank auf ihrer turnusmäßigen Sitzung. Eine zweite Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf dann 4,0 Prozent gilt für die Experten als ausgemachte Sache. Am Handel mit Anleihen gingen die jüngsten Konjunkturveröffentlichungen fast spurlos vorüber. Unser Bund-Future notiert stoisch im Bereich von 135 Zählern. Renditen zehnjähriger Staatspapiere aus den USA gaben zuletzt auf 3,61 Prozent p.a. nach.

 

 

 

Nervosität im September
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.