Lange konnten sich die Aktienmärkte gegen unzählige Widrigkeiten behaupten. Jetzt wurde es eine zu viel. Fast über Nacht stürzten die Anleger von einer optimistischen Gefühlslage in das Gegenteil. Solche Beobachtungen können zahlreich in der Historie verfolgt werden. Es reicht die eine Nachricht, um einen Einbruch auszulösen oder umgekehrt, diesen zu beenden. Im aktuellen Fall wird das Marktbeben durch eine eher versteckte Gefahr ausgelöst. Weder der Krieg noch die Spannungen um China gehörten zu den Ursachen. Ein kompletter „Schwarzer Schwan“ (vollkommen unbekanntes Ereignis) war es dann aber auch nicht. Bildhaft könnte von einem „Grauen Schwan“ gesprochen werden. Latent schwebten erhebliche Risiken über Spezialbanken oder Krypto-Konzernen. In den Medien findet hauptsächlich die Pleite einer 1983 gegründeten Bank Beachtung, die auf die Finanzierung von Technologieunternehmen spezialisiert war. Aktuell stellt es nicht das einzige Opfer dar. Sofort kommen Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008 hoch. Derzeit sind die Parallelen gering, für eine Entwarnung ist es durch die Komplexität des Themas hingegen wahrscheinlich zu früh. Im Hintergrund stehen mit Sicherheit manchem Vorstand einer US-Bank die Schweißperlen auf der Stirn. Politik und Notenbank setzen alle Hebel in Bewegung, dass solche Details nicht an die Öffentlichkeit dringen und ein Flächenbrand vermieden wird. Nicht selten folgt sofort der Kommentar, dass wenn einer fällt dann auch alle anderen fallen müssen. Genau betrachtet, handelt es sich um eine Halbwahrheit. Und so eine ist bekanntermaßen an der Börse eine „Lüge“. Vom Jahreshoch verlor der Deutsche Aktienindex infolge der Angst am Montag rund 5 Prozent. Für eine echte Bereinigung wäre dies normalerweise zu wenig oder im besten aller Fälle das absolute Minimum. Darüber entscheiden die Nachrichten in den folgenden Tagen. Häufig in der Börsengeschichte wurden Korrekturen mit dem Umfallen einer großen Adresse beendet. Deswegen bleiben wir unter Umständen nur noch kurzfristig bei unserer defensiven Grundhaltung. Erste Rückkäufe bleiben je nach Neuigkeiten sowie technischer Verfassung eine Option. Die alten und neuen Probleme wurden zwar nicht über Nacht beseitigt. Trotzdem fand ein gewisser Abbau der überkauften Marktlage sowie der vorherrschenden Sorglosigkeit statt.
Comeback des Sicheren Hafens
Mehrere Fluchtoasen konnten von den Schockwellen an den Finanzmärkten profitieren. Die prominenteste Anlageklasse unter ihnen sind die Edelmetalle. Aus dem Nichts erfolgte ein Kaufansturm. Gold rennt über 1.900 USD, Silber stieg zeitweise um 6 Prozent. Aus Panik flüchten Menschen in die älteste Wertaufbewahrung unseres Planeten (Gold & Co). Noch handelt es sich lediglich um eine Momentaufnahme, die Prüfung der Nachhaltigkeit steht an. Nichtsdestotrotz ist es der eindeutige Beweis, dass in wilden Zeiten auf so eine Assetklasse nicht verzichtet werden kann. Wir halten so oder so daran fest. Öl erlebt einen Abverkauf, die Frage zur weltweiten Wirtschaftsentwicklung erhält eine neuerliche Probe. Im Nachhinein wird das aktuelle Kursniveau eine Kaufchance dargestellt haben.
Turbulenzen durch Anleihen
Schlussendlich haben die etlichen Zinsanhebungen der Notenbanken und die damit verbundenen Kursverluste bei festverzinslichen Wertpapieren das aktuelle Beben an den Finanzmärkten ausgelöst. Die jetzt berühmte Silicon Valley Bank hatte einen Großteil ihrer Gelder in sicheren US-Staatsanleihen angelegt. Dann kam die Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Inflation. Zahlreiche Zinserhöhungen seitens der Federal Reserve verursachten schmerzhafte Kursverluste in den genannten Papieren. Dies führte in Verbindung mit anderen Kettenreaktionen zur zweitgrößten Bankenpleite der US-Geschichte. Kurz darauf wurden im großen Stile Anleihen gekauft, was zu merklichen Kursgewinnen führte. Dementsprechend sinken die Renditen. Für die gefallene Adresse kommt die Erholung zu spät. Seitdem laufen die Wetten, ob die Zentralbank der USA die angekündigten Zinsanhebungen aussetzt. Zur Stabilisierung des eigenen Finanzsystems wäre es ein entscheidender Diskussionspunkt. So schnell kann sich die Finanzwelt ändern. Auf Sicht verfügen die Renditen noch über ein wenig Luft nach oben.