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Panik führt zu Ausverkäufen

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Seit vergangenen Freitag brechen die letzten Dämme. Gefühle, wie Angst und Panik, übernehmen aus verständlichen Gründen das Ruder an den Börsen. Bei stattlichen Umsätzen wechseln die Papiere den Besitzer. Das Ganze gleicht einem Ausverkauf, eine endgültige Kapitulation hat noch nicht stattgefunden. Hinter jedem Verkauf steckt aber auch ein Kauf. Es gibt Menschen, die in solchen Situationen Aktien erwerben. Sie, die Hartgesottenen, kaufen den so genannten Zittrigen die Aktienpakete zu Schnäppchenpreisen ab. Aktienkurse sind nur eine Momentaufnahme. Gefühle müssen, so wahnsinnig schwer dies ist, außen vor gelassen werden. Weitblick sowie das Schauen über den Tellerrand sind gefragt. Es gibt ein Leben nach dem Krieg, den wir alle am liebsten sofort beenden würden. Vor 2 Jahren (Corona-Crash) regierte ebenso die absolute Hoffnungslosigkeit. Dort wurde vor dem totalen Wirtschaftszusammenbruch, ja vor dem Ende der Welt gewarnt. Nach 40 Prozent Verlust im DAX kletterten die Kurse innerhalb von nicht ganz 24 Monaten um 100 Prozent nach oben. Das Szenario von heute weist so viele Parallelen zum Corona-Knall auf. Jetzt kommt es auf das Bewahren der eigenen Nerven an, die Kaufzeitpunkte brauchen einen klaren Plan. Hierbei spielen die Börsenumsätze sowie der V-DAX (Anzeige der Schwankungsbreite) eine bedeutsame Rolle. Je größer die Umsätze bei fallenden Kursen ausfallen, umso besser. Dann wechseln große Aktienbestände von Ängstlichen zu Erfahrenen. Ein Ende der Abwärtsbewegung ist dadurch schneller erreicht. Der V-DAX stellt die perfekte Ergänzung als Angstbarometer dar. Am 07.03.22 erreichte der Index 49 Punkte, nur fünfmal notierte dieser seit 1993 höher. In solchen Phasen sollten Käufe beginnen. Dies muss in mehreren Tranchen erfolgen, da kein Mensch auf der Welt den Tiefpunkt vorher kennt. Bei einem DAX-Stand von 13.300 habe ich den nächsten vorsichtigen Kauf für Sie getätigt. Um die 12.000 würde abermals ein Schritt erfolgen. Aus heutiger Sicht bedeuten 10.000 Punkte (DAX) den schlimmsten Fall. Eventuell liegt aber das Heftigste bereits hinter uns. Derzeit begraben etliche Menschen sämtliche Hoffnungen. Trotzdem kann es jederzeit ein „Wunder“, eine Art Verständigung im Konflikt geben. Die Kurse würden sofort nach oben springen. Sollte es zum Schlimmsten, den Druck auf den unsagbaren Knopf kommen, dann nützt alles Geld auf der Welt nichts. Es hätte folglich nicht mal den Wert des Papiers, auf dem es gedruckt ist. Nur anfassbare Dinge bieten bei einem Überleben so einer Katastrophe dann irgendwann einen neuen Wert. Aktien sowie Edelmetalle gehören dazu. Überall trumpft verständlich Schwarzmalerei auf, ich sehe ein besseres zweites Börsenhalbjahr vor uns.

Edelmetalle als Auffangbecken

Der Krieg lässt sämtliche Rohstoffpreise in nicht vorstellbare Regionen explodieren. An erster Stelle stehen Energie sowie Nahrungsmittel. Bei den Edelmetallen gibt es eine Fortsetzung der starken Nachfrage. Allen Unkenrufen zum Trotz hat diese Anlageklasse als Krisenwährung nicht ausgedient. Etwas Handfestes kann im Krisenfall Werte sichern im Gegensatz zum bunt bedruckten Papiergeld. Aus technischer Sicht haben Gold mit dem Durchbrechen von 2.000 USD sowie Silber 25 USD ein Kaufsignal ausgelöst. Den echten Wert des Ganzen können wir erst bei einer Entspannung im Konflikt feststellen. Etliche Rohstoffe müssten dabei mindestens eine Etage tiefer in Richtung Normalisierung gehen. Wie diese dann ausschaut, ist nach jetzigem Stand vollkommen offen. Die starken Rückgänge am Aktienmarkt werden zu einem Teil über unsere Zugewinne bei Edelmetallen kompensiert.

Zinsen klettern schon wieder

Nach über 170 Zählern im Bund-Future war Schluss. Mittlerweile stehen unter 165 auf dem Ticker. Am Rentenmarkt begann der Angstabbau zuerst. Zudem wirft die historische Notenbanksitzung der Federal Reserve vom 16.03. ihre Schatten voraus. Die Zentralbanker halten sich bedeckt, ob es wegen dem Krieg doch noch zu Kursänderungen kommen wird. Sie sind sprichwörtlich in der Zwickmühle gefangen. Die schon hohe Inflation erhält durch Russland/Ukraine eine zusätzliche Befeuerung. Demgegenüber steht eine verständliche Rezessionsangst. Der Zinsanstieg ist so oder so nicht umkehrbar.

Panik führt zu Ausverkäufen
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.