Börse kann spannender als jeder Krimi sein. Die vergangenen Tage haben ihren kleinen Eintrag in die Geschichtsbücher geschrieben. In allen Medien beherrschte der Kampf David gegen Goliath an der Wall-Street das Geschehen. Vorher kannten nur die Computerspielezocker den Namen Gamestop, jetzt weiß zumindest auch jeder Börsenzocker Bescheid. Wie im Rausch trieben die Aktienjünger ein fast wertloses Unternehmen in ungeahnte Höhen. Einem bekannten Hedgefonds- „Wunderkind“ kostete diese Aktion 5 Milliarden USD. Während dieses Dramas löste sich die Hälfte des Fondsvermögens in Luft auf, es reichte am Ende noch nicht ganz, dieses Vehikel in den Ruin zu treiben. Natürlich könnten am Ende dadurch katastrophale Sturmwellen auf alle übrigen Märkte übergehen. Ähnliche Attacken in anderen Werten bestimmten zusätzlich die Szenerie. Jetzt ist der Hype erst einmal vorbei, die alten Machtverhältnisse sind vorerst wieder hergestellt. Wie immer gab es Gewinner und Verlierer. Wer schnell sowie rechtzeitig aus diesem Wahn herauskam verdiente ein kleines Vermögen, die zahlreichen Lemminge, die zum Schluss auf den Zug gesprungen sind, beklagen heute 85 Prozent Verlust. Zwei Botschaften vermittelt dieses Ereignis. Aktuell steigt an den Märkten fast alles, sogar das Wertlose kann kurzfristig mit mehreren Milliarden bewertet sein. Hier werden Erinnerungen an die Tulpen-Hausse im 17. Jahrhundert in Holland wach. Auf dem Höhepunkt der Blase kostete eine Tulpenzwiebel so viel wie ein Einfamilienhaus. Des Weiteren erklären uns Aktienlaien in einem Alter von unter 20 im Internet die Kunst des Börsenhandels. Man kauft eine Aktie, wartet bis diese steigt und trennt sich einfach wieder, wenn es beginnt zu fallen. Nach 30 Jahren Erfahrung wäre ich darauf nicht gekommen…so einfach ist es leider nicht. Wir können gespannt sein, ob und wo ähnliche Kauforgien gestartet werden. Beide Vorgänge unterstreichen die kurzfristigen Gefahren. Während der oben beschriebenen Situation tauchten die Indizes um 5 Prozent nach unten ab, eine Bereinigung sieht anders aus. Nun sind die Käufer abermals am Drücker, die große Liquidität thront über allem. Bei der Pandemie gibt es weiterhin keine bedeutenden Entwarnungen, mit den Unruhen in Russland sowie die aufflackernden Spannungen USA/Iran und USA/Taiwan/China kommen mögliche Belastungsfaktoren hinzu. Wir halten noch Kasse, einladende Investmentkurse, sind jetzt schwer zu finden. Vielleicht müssen wir uns sogar bis „Sell in May and go away“ gedulden.
Einmal kurz in den Fokus
Gold steht, wo es steht. Verrückte Welt wurde bei Silber gespielt. Die Robin-Hood-Trader verabredeten sich zum Kauf des weißen Metalls, um den größten Short-Squeeze der Geschichte zu spielen. Von 25 auf 1.000 USD sollte der Preis getrieben werden. Ein Billionen-Dollar-Markt ist nicht so einfach, zu manipulieren. Hochmut kommt vor dem Fall, bei 30 USD war erstmal Schluss. Auch ohne diese kranken Aktionen sollte Silber in den folgenden Jahren eine gute Rolle im Depot spielen. Ich bin dann auch mit Preisen zwischen 40 bis 50 USD zufrieden. Zumindest wurde das meistunterschätzte Metall in den Mittelpunkt gerückt, unter Umständen wachgeküsst. Wir bleiben in beiden Edelmetallen investiert. Der Ölpreis präsentiert sich fest, die 60 USD geraten ins Blickfeld. Für diese Barriere wird es mehrere Anläufe brauchen.
Für immer keine Zinsen
Weiterhin sehen so gut wie alle Beteiligten keine Zinsanstiege über mehrere Jahre. Bei den herrschenden Staatsverschuldungen ist das Musik für die Ohren der Regierenden. Das ganze Konstrukt des Kapitalismus hängt an dieser Komponente. Ein starker Anstieg würde mit Verzögerung etliche Märkte zum Einsturz bringen. Spannend wird die Zeit nach Corona. In den Vereinigten Staaten werden zusätzlich, zur reichlich vorhandenen Liquidität, Pandemie-Schecks verteilt. Dieses Geld wird mit Sicherheit dann überbordend ausgegeben. Die Wirkung auf Konsum- sowie Investitionsgüterpreise sollte spürbar sein. Zinssteigerungen kämen früher, ob gewollt oder nicht.