Die Aktienmärkte strotzen vor Kraft, jeder Rückgang wird unverzüglich wieder hochgekauft. So eine relative Stärke konnte ich in meinen fast 30 Berufsjahren nur ganz selten erleben. Neue Rekorde locken zusätzliches Geld an und so nährt die Hausse die Hausse. Aus rein bewertungstechnischer Sicht sind amerikanische Aktien ziemlich teuer, in Europa und insbesondere Deutschland haben wir fast noch normale Verhältnisse. Durch mehrere politische Beben auf regionaler Ebene kommt für den Deutschen Aktienindex eine ganz neue Phantasie hinzu. Die Große Koalition steht vor dem vorzeitigen Ende und es existiert durchaus die Chance auf eine bürgerliche Regierung. Bis dahin ist es noch ein Stück Weg, die Börse nimmt solche Entwicklungen vorweg. Unser Land wurde in der Vergangenheit nur verwaltet, nicht gestaltet, in fast allen Belangen haben wir wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit verloren. Links und rechts werden wir von anderen Volkswirtschaften sowie technischen Innovationen überholt. Die Automobilindustrie, das ehemalige Aushängeschild Deutschlands, liegt am Boden und hat keine Perspektive. Aus diesem Grund machte ausländisches Kapital einen großen Bogen um unsere Börse, wir hinken der Wall Street aus Sicht der Indizes meilenweit hinterher. Eine Regierung mit CDU-Mehrheit würde sofort eine DAX-Bewertung bis 16.000 Zähler zulassen. Noch kann alles passieren und darauf müssen wir uns einstellen. Der Virus zieht im Hintergrund ganz leise seine Kreise und hinterlässt bisher unbeachtete Bremsspuren. Die Öffentlichkeit geht sehr lax mit diesem Thema um, darin liegt eine Gefahr. Am Ende gibt es durch Corona eventuell nur geringe Todesraten und das Schlimmste wird vermieden. Trotzdem entfalten die Maßnahmen zur Eindämmung mit Verzögerung ihre restriktive Wirkung. Apple warnte als erster Großer mit der Verfehlung seiner Umsatzziele auf Grund der Verhältnisse in China. Andere werden folgen und wir müssen genau aufpassen, wie wir diese Nachrichten auf Rekordniveau verdauen. Jetzt mit voller Kapelle angreifen ist für mich zu gefährlich und unverantwortlich. Fremdes Geld muss mit Respekt behandelt werden. Von den Algorithmen her ist die Finanzindustrie aktuell auf DAX 14.000 programmiert. In 2020 muss so oder so eine Korrektur her, jetzt ist diese nur verschoben. Spätestens nach dem Mai kommt die nächste Belastungsprobe auf uns zu. Darauf sind wir jetzt schon vorbereitet, bei Schwäche gehen wir dann auf große Einkaufstour.
Hand in Hand
Die Performance der Edelmetalle gleicht einem Wunder. Seit ewigen Zeiten klettert diese Anlageklasse gemeinsam mit Aktien Richtung Norden. Wir waren bisher konträre Entwicklungen gewohnt. Es ist der nächste Ausbruchsversuch mit vielversprechendem Ansatz. Unter Umständen decken sich große Adressen ein, die auf kurzfristige Sicht keine rosarote Brille tragen. Im Gegensatz zu den anderen Anlageklassen besteht zudem noch ganz viel Luft nach oben. Als nächste Ziele werden bei Gold 1.800 USD und bei Silber 20 USD angepeilt. Unsere Depots profitieren von dieser Aufholjagd, die zusätzlich als Versicherung für mögliche Turbulenzen gilt. Öl tut sich schwer und vermittelt damit auch kein zuversichtliches Konjunktursignal. Erst ab 60 USD pro Barell gebe es eine gewisse Entwarnung.
Vorsicht bleibt
Neben der Funktion für die Bewertung von Anleihen füllt der Bund-Future zusätzlich die Rolle eines Angstbarometers aus. Die über 174 Punkte sind derzeit in Stein gemeißelt, die Börsianer schichten keine Anleihen in Aktien um. Bei der Rekordjagd der Dividendentitel ist dies bemerkenswert. Auch hier sehe ich ein Zeichen von Skepsis, was unsere verhaltenere Anlagestrategie rechtfertigt.