Innerhalb weniger Wochen stößt der Deutsche Aktienindex zum zweiten Mal an die Grenze von 15.700 Zählern. Damit rückt das bisherige Jahreshoch in den Fokus, was als eine Art Widerstand fungiert. Hier entscheidet sich die kurzfristige Tendenz. Um das Bankenbeben ist es zuletzt selbst in den reißerischen Medien ruhig geworden. Dies stellt eine kleine Sensation dar. Mit dem schnellen Eingreifen von Politik sowie Notenbanken erfuhr die aufkommende Panik eine rasche Eindämmung. In Betrachtung der Börsenhistorie folgten zum überwiegenden Teil dem Hauptbeben mehrere Nachbeben. Hinter den Fassaden der Bankwolkenkratzer dürfte die Stimmung angespannt sein. Ein bis jetzt zu wenig aufgegriffenes Thema kann zum nächsten Stolperstein mutieren. Die Gelddruckerei der Notenbanken hat den westlichen Immobilienmarkt in krankhafte Höhen katapultiert. Steigende Zinsen lassen die Immobilienpreise empfindlich sinken, unzählige Finanzierungen geraten dadurch in Schieflage. Hier kommen dann auch die Immobilienfonds der Banken ins Gespräch. Als solide Anlage mit großer Sicherheit wurde das Betongold beworben. Das ist trügerisch, ehemalige Anteilseigner Offener Immobilienfonds konnten nach der exemplarischen Krise ab 2007 ein Lied davon singen. Bei Gewerbeimmobilien verschärft sich die Situation, ein erster großer Fonds beschränkt die Auszahlungsmöglichkeiten. Zinssteigerungen hinterlassen im kapitalistischen System immer ihre Spuren. Der Faktor Geld, die Triebkraft für alles, verteuert sich. Problematisch wird es dann, wenn die Gier im Mittelpunkt stand. Wer im Niedrigzinsumfeld große Schulden aufgenommen hat, steht bei einem deutlichen Zinsanstieg mit dem Rücken zur Wand. Solide Qualitätsaktien bleiben trotz dessen erste Wahl. Bei einer Realverzinsung von derzeit minus 3 bis minus 4 Prozent wird dieser Aspekt unterstrichen.
Ölpreis stiehlt anderen Rohstoffen die Show
Es ist nicht lange her, da drohte dem Ölpreis der Verfall unter 70 USD. Jetzt wird dieser durch eine beschlossene Förderkürzung weit über 80 USD katapultiert. Mit so einer drastischen Reduzierung des Angebotes hatte kein Marktteilnehmer gerechnet. Die OPEC möchte mit diesem Schritt einen höheren Ölpreis verteidigen. Sie sieht in Zukunft große Fragezeichen hinter der Entwicklung der Weltwirtschaft. Bei nachlassender Konjunkturdynamik werden Nachfragerückgänge und damit schwächere Preise befürchtet. Öl ist zurück im Aufwärtstrend. Des einen Freud ist des anderen Leid. Mit dem Paukenschlag aus dem Ölsektor kochten kurzzeitig Ängste vor noch höheren Zinsen auf dem Börsenparkett hoch. Dies belastete die Edelmetalle, da hier keine laufenden Erträge anfallen. Zinsanlagen zählen zur Konkurrenz von Gold & Co. Demensprechend ging es für die Kurse Richtung Süden. Gestern jedoch lösten zweifach schwache Konjunkturindikatoren aus den Vereinigten Staaten einen kleinen Kaufrausch aus. Gold notiert so hoch wie vor einem Jahr. Jetzt wird es spannend. Können die 2.000 USD verteidigt werden, gibt es nach oben kaum Widerstände. Keine der bisherigen Krisen wurde gelöst, deswegen bleiben Edelmetalle die perfekte Depotabsicherung.
Zinsen zurück im Anstiegsmodus
Zusätzliche Angstkäufe bei Anleihen sind erst einmal vom Tisch. Die Rentenmärkte gehen zur Tagesordnung über. Der Bund-Future erreicht bald das Mehrjahrestief, dass dieser vor dem Bankenkollaps gesehen hat. Im Umkehrschluss steigen die Renditen. Jüngst veröffentlichte Inflationsdaten deuten auf eine Entspannung an der Preisfront hin. Am Freitag schaut die Finanzwelt mit erheblicher Anspannung auf den US-Arbeitsmarktbericht. Für die amerikanische Notenbank sind die dort veröffentlichten Daten Hauptentscheidungsträger für die künftige Zinspolitik. Eine nachlassende Jobdynamik würde die Börse begrüßen. So können schlechte Nachrichten zu guten werden. Diese Unlogik ist typisch für die Börse.