Nach zum Teil hektischen Ausschlägen geraten die Aktienmärkte derzeit in ruhigeres Fahrwasser. Bei den Indizes an der Wall-Street purzeln in regelmäßigen Abständen sogar die historischen Rekorde. Diesem Vorgang konnten die heftigen Kapriolen aus der globalen Politik wenig anhaben. Ein gewisses Aufatmen der Finanzakteure nach der Wahl in Frankreich erfuhr eine Wahrnehmung. Mit dem Juli befinden wir uns in einem traditionell eher starken Börsenmonat. Bereits ab jetzt treffen große Marktteilnehmer bedeutende Entscheidungen für das zweite Halbjahr. Nach der Berichtssaison ist vor der Berichtssaison. Schon Ende der laufenden Woche beginnt die Öffnung der Bilanzbücher der Unternehmen zum abgeschlossenen Quartal. Das Stochern im Nebel hat dann ein Ende. Zuletzt fehlten Impulse von jener Seite. Dabei könnte sich das Zahlenwerk der Firmen zum Zünglein an der Waage für den weiteren Börsentrend entwickeln. Mit besonderer Spannung warten die Analysten auf dieses Ereignis. Wie schaffen es die Unternehmenslenker, in einer Zeit größter Herausforderungen ihre Dampfer durch die stürmische See zu steuern? Kleine Lichtblicke liefert unsere einheimische Chemiebranche. Jüngst kündigte der für Deutschland so wichtige Industriezweig eine Rückkehr zum Wachstum an. Nach schmerzhaften Zeiten der Schrumpfung signalisiert die Botschaft einen Hoffnungsschimmer. Für eine endgültige Entwarnung wäre es laut Branchenverband aber noch zu früh. Breite Streuung in Verbindung mit einer Barreserve für Zukäufe bleiben die bestmögliche Aufstellung für die kommenden Wochen.
Käufer kehren zurück
Bei den Edelmetallen startete zuletzt ein starkes Comeback. Der jüngste Schwächeanfall stellte den berühmten Schritt zurück dar. In diese Konsolidierung hinein stieg das Interesse der Investoren an neuerlichen Engagements. Hierbei wurden die Preisnachlässe als Kaufchance gesehen. Darüber hinaus fachten schlechtere Wirtschaftsdaten die Fantasie für eine frühere Zinssenkung in den Vereinigten Staaten und damit die Investitionsbereitschaft an. Niedrigere Zinsen verringern die Attraktivität von Konkurrenzanlagen gegenüber den Edelmetallen. Nebenbei funktionierte die Charttechnik einwandfrei. Gold verteidigte die Unterstützungslinie bei 2.300 USD, bei Silber drehte die Notierung punktgenau zwischen 28 bis 29 USD. Damit bleiben beide Aufwärtstrends intakt. Trotz aller Spannungen im Nahen Osten zieht der Ölpreis in Ruhe seine Kreise. Unter geringen Schwankungen notiert dieser im Bereich von 85 USD. Für die OPEC, aber auch Saudi-Arabien bleibt die Situation unbefriedigend. Vorerst konnte die Abwärtsbewegung zwar einen Halt finden. Mittelfristig bräuchte es hingegen einen Preis von um die 100 USD pro Barrel. Erst dort findet die Ausgabenflut von Saudi-Arabien eine entsprechende Deckung im Staatshaushalt.
Still ruht der See
Pure Langeweile versprüht der Anleihesektor. Die Notierungen scheinen in Stein gemeißelt. Seitwärts heißt seit Wochen die Devise. Dagegen gibt es im Hintergrund Veränderungen bei den Wetten auf die Zinszukunft in den Vereinigten Staaten. Am vergangenen Freitag wurde, der mit Spannung erwartete, Arbeitsmarktbericht veröffentlich. Zwar schuf die amerikanische Wirtschaft im Monat Juni 206.000 neue Beschäftigungsstellen, was etwas über den Erwartungen lag. Im gleichen Atemzug stieg dagegen die Arbeitslosenrate auf 4,1 Prozent an. Zusätzlich erfuhren April und Mai eine Revidierung der Arbeitsplatzzahlen um jeweils 100.000 Stellen nach unten. Es sind Beweise für die Abkühlung am Arbeitsmarkt. Dieser spielt bei der Entscheidungsfindung der amerikanischen Notenbank eine zentrale Rolle. Sofort kehrte der Optimismus für eine frühere Leitzinssenkung zurück. Mittlerweile gehen 80 Prozent der Experten von einer Lockerung im September aus. Weitere Prüfsteine von der Preisfront lauern in den nächsten Tagen auf uns. Morgen laufen die Verbraucherpreise sowie am Freitag die Produzentenpreise der USA über die Ticker. Hier könnte Bewegung in die jetzige Lethargie kommen.