Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, an der Börse ist zu jedem Zeitpunkt alles möglich. Gegen Ende der vergangenen Woche befanden sich die westlichen Aktienmärkte weiter auf Rekordjagd. Seit fast einem Jahr kennen die Anleger kein anderes Bild, sie haben sich regelrecht daran gewöhnt. So ein Umstand macht das Ganze besonders gefährlich. Es gibt zahlreiche Akteure, die glauben, dass es immer so weiter geht. Ein Blick in die Geschichtsbücher reicht, um das Gegenteil aufzuzeigen. Seit zwei Tagen müssen die Börsen die nächste prekäre Lage meistern, es kommt einem Härtetest gleich. Kein Grund konnte bisher die Kursverläufe aus der Ruhe bringen, die vierte Corona-Welle mit der verbundenen Berichterstattung schlägt aber immer mehr Menschen sowie Investoren aufs Gemüt. Es fehlt der berühmte Lichtblick. Vom Gefühl her bewegen wir uns bei der Pandemie in einer Endlosschleife. Wie viele Lockdowns verkraftet die Börse oder die Wirtschaft noch? Durch die letzten Rekordkurse signalisierten die Investoren ihre Hoffnung, dass Corona bis Mitte 2022 in den Griff zu bekommen ist. Aktuelle Entwicklungen werfen Fragezeichen auf. Seriöse Antworten, auch für die Börse, sind bei einem Virus nicht möglich. Eine Korrektur wäre so oder so überfällig. Letzten Freitag zeigte das Sentiment-Barometer von CNN extreme Euphorie unter den Anlegern an. Bei alten Investmenthasen gehen hier die Warnlampen an. Zu oft tritt dann das Gegenteil ein. Wenn alle Anleger optimistisch sind, kann kein Mensch mehr kaufen, sie sind ja bereits investiert. Die hohen Stände, die Sorglosigkeit sowie die Dekadenz bei einigen Anlageklassen (Krypto, NFT`s) bilden einen riskanten Cocktail. Wir halten die Streuung, daneben die Barquote, bei. Kurzfristig ist alles weiter möglich, auch das Unmögliche. Wenn der Knall kommt, gehen wir auf die Käuferseite. Die gute Nachricht ist, dass wir dann nicht in eine langfristige Trendwende, sondern eine kurzfristige Korrektur steuern. Rückschläge im Aufwärtstrend stellen Nachkaufgelegenheiten dar. Erst stark gestiegene Zinsen läuten mit Verzögerung eine Trendumkehr bei Aktien ein.
Biden ist schuld
Das war wieder nichts. Beginnend am Montag, rutschten die Edelmetalle unter sämtliche wichtigen Unterstützungslinien. Den Anlegern von Gold und Silber vergeht langsam die Lust am Investieren. An den Terminmärkten wurde gerade noch herzhaft zugegriffen, mit einer harmlosen Meldung kam der Rückschlag. Über die Medien wird Biden als der Sündenbock ausgemacht. Der US-Präsident nominierte den aktuellen Notenbankchef, Jerome Powell, für eine zweite Amtszeit. Diesem werden raschere Zinserhöhungen sowie Liquiditätsverknappungen als anderen potenziellen Kandidaten unterstellt. Steigende Zinsen sieht ein Teil der Börsianer als Konkurrenz zu Edelmetallen an. Manchmal reicht die kleinste Kleinigkeit für einen Miniknall. Auch hier werden sich die Gemüter beruhigen. Trotzdem zeigt so ein Verlauf die gestiegene Nervosität an den Märkten auf. Mitten in der Krise verlieren die Krisenmetalle abermals deutlich an Wert. Börse war, ist und bleibt unlogisch. Öl sprang aus dem Stand zurück über 80 USD. Die Konsolidierung ist nicht abgeschlossen, später sind höhere Preise realistischer.
Nominierung mit Auswirkungen am Rentenmarkt
Mit der oben beschriebenen Personalentwicklung an der Führungsspitze der Federal Reserve blieben Reaktionen an den Anleihemärkten nicht aus. Vorher kletterte das Angstbarometer, Bund-Future, auf lange nicht gesehene 172 Zähler. Der „Sichere Hafen“ wurde von den Anlegern gesucht. Mittlerweile ist die Furcht vor Zinserhöhungen in den USA dominierender. Dementsprechend rutscht der Kurs auf unter 171. Mittelfristig sollte der Trend zur Schwäche neigen.