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Turbulenzen nach dem Traumstart

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Als zahlreiche Börsianer den Sekt für weitere Rekorde kaltstellen wollten, platzte die amerikanische Notenbank als Spielverderber in die Party. Das jüngste Protokoll der Federal Reserve kündigt unter Umständen raschere Zinserhöhungen an. Mit 6,8 Prozent p.a. Inflationsrate ist die Teuerung in den Vereinigten Staaten so hoch wie zuletzt 1982. Innerhalb von Minuten kippte die Stimmung, die Kurse rauschten Richtung Süden. So eine Ankündigung hatte die Mehrzahl der Marktteilnehmer nicht erwartet, dementsprechend sah die nachfolgende Reaktion aus. Besonders hochbewerte Technologieaktien oder Unternehmen, die noch Verluste schreiben, standen auf den Verkaufslisten ganz oben. Während der zweiten Hälfte der vergangenen Woche lösten sich in New York unglaubliche 1,5 Billionen USD in Luft auf. 40 Prozent der Werte aus dem technologielastigen Nasdaq-Composite weisen mittlerweile 40 Prozent an Kursverlusten auf. Vor dieser Übertreibung habe ich oft gewarnt. In der vor uns stehenden Dekade von Zinserhöhungen werden es Wachstumswerte schwerer haben. Nur die Besten aus dieser Riege versprechen Chancen auf Kurszuwächse. Steigende Zinsen schmälern die Bewertungsprämien, diese sind bei solchen Aktien eben am höchsten. Profiteure sind Substanztitel, die eher den alten Branchen zugerechnet werden. Hier gibt es keine solchen Spekulationsblasen beziehungsweise Mondbewertungen. Eine solide Gewinnentwicklung spielt dann die wichtigere Rolle als pure Zukunftsphantasie. Somit wird das Börsenjahr 2022 zu einer größeren Herausforderung für sämtliche Beteiligte. Restriktive Zentralbankpolitik verknappt die Liquiditätsversorgung auf allen Märkten, darauf gilt es sich einzustellen. Zukünftig fällt das Schmiermittel (Geld) für steigende Kurse geringer aus. Zuwächse bei allen Aktien gehören der Vergangenheit an, Differenzierungen gewinnen an Bedeutung. In den Mittelpunkt rückt das sogenannte Stockpicking, die gezielte Auswahl von erstklassischen gewinnstabilen Einzeltiteln. Dadurch kommt den Fondsmanagern unserer Anlagen eine wesentlich bedeutsamere Rolle zu. Die Qualität ihrer Investmententscheidungen wird am Ende den Unterschied machen. Wir haben die erforderliche Auswahl dafür im Depot. Trotz aller Gegenwinde führt bei einem noch niedrigen Zinsniveau kein Weg am Aktienmarkt vorbei.

Edelmetalle verdauen Schock

Trotz Hiobsbotschaften seitens der Währungshüter blieb der befürchtete Ausverkauf bei Gold & Co aus. Zuletzt reagierten Edelmetalle extrem sensibel beim Thema Zinsanstieg. Es ist ein erstes Lebenszeichen, mehr aber auch nicht. Die Preise liegen im technischen Niemandsland. Gold braucht den Ausbruch bei 1.835 USD, Silber muss 25 USD knacken. Danach wären Anschlusskäufe mit größerem Volumen wahrscheinlich. Ein „ewiger“ Seitwärtstrend birgt erhebliches Potential, wobei die Oberseite hier klar den Vorteil hat. Wie avisiert, überbietet Öl 80 USD, generiert dadurch ein neuerliches Kaufsignal. Der Aufwärtsdruck in dem Segment besteht ebenso zukünftig.

US-Notenbank drückt auf das Gaspedal

Jetzt kann alles ganz schnell gehen. Der Preisdruck ist zu groß, als das die FED tatenlos zuschauen darf. Damit steht bald die erste Erhöhung der Leitzinsen seit Ewigkeiten an. Aus diesem Grund preisen die Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit am US-Rentenmarkt so ein Szenario bereits ein. Rund 1,8% p.a. standen folglich auf dem Ticker, die magische 2 steht damit in Reichweite. In den USA bekommt der Sparer wieder etwas auf seine Einlagen. Folglich entsteht still, heimlich und leise eine Konkurrenz für alle übrigen Anlageformen. Bei den geringen Zinssätzen stellt dies per heute aber ein überschaubares Risiko dar. Längerfristig kommt es trotzdem zu Umschichtungen und damit Verwerfungen.

Turbulenzen nach dem Traumstart
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.