An der Börse muss zu jedem Zeitpunkt mit allem gerechnet werden und dann auch noch mit dem Gegenteil. Die Stimmung unter den Marktteilnehmern sowie den Wirtschaftsbossen nähert sich von Tag zu Tag neuen Tiefstständen, der Weltuntergang ist nicht mehr weit entfernt. Anleger bekommen Angst, kapitulieren und werfen ihre Aktien auf den Markt. Menschlich, ist dieses Verhalten absolut zu verstehen. Die deutsche Wirtschaft schrumpft, ifo-Geschäftsklima auf Mehrjahrestief, Handelskrieg USA/China, blutige Demos in Hong Kong, Börsenabsturz in Argentinien von 30 Prozent und Italienkrise, wer kann in so einem Umfeld die Nerven behalten und sogar investieren. Zu Beginn meiner Börsenlaufbahn hätte ich mich bei dieser Gemengelage nicht mehr aus dem Haus getraut. Vergleichbare Situationen musste ich oft genauso durchleben. In 2007 sah die Gesamtsituation sogar noch düsterer aus, es gab auch hier trotzdem ein kurzfristiges Happy End. An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Nullzinsen werden Liquidität in Aktien treiben und der Wirtschaft erneut auf die Beine helfen. Börse ist unlogisch, eine Kunst und keine Wissenschaft. Oft steigen die Notierungen sogar in der Rezession, um im Wirtschaftsboom abzustürzen. Für einen Börsentrend bleiben die Zinsen die absolut bestimmende Größe. Niedrige Zinssätze sind das Benzin für den Börsenmotor, hohe Zinsen lösen einen Aktiencrash aus, selbst wenn die Konjunktur blendend läuft. Es wird auch dieses Mal so sein, deswegen stehen wir diese Delle gemeinsam durch. Nach einem Telefonat zwischen Peking und Washington, bei dem die Strafzölle auf Dezember verschoben wurden, schaffte der DAX einen Sprung von über 200 Punkten aus dem Stand.
Ölpreis mit Lebenszeichen, Edelmetalle ganz stark
Das Schwarze Gold rauschte unter die Marke von 60 USD und konnte sich Mitte der Woche über diese wichtige Grenze zurückretten. Analysten sehen im kommenden Jahr Preise Richtung 30 USD, bei Nennung solcher Kursziele müssten wir hier auch bald das Schlimmste überstanden haben. Natürlich wirkt ein schwacher Ölpreis konjunkturbelebend, fällt dieser aber zu tief, könnte eine Rezession im Anmarsch sein. Im Umfeld von Angst und Panik konnten die Edelmetalle weiter zulegen. Unsere Depots wurden dadurch ordentlich abgesichert und die Verluste bei Aktien gedämpft. Nach diesen starken Zugewinnen wäre demnächst eine Konsolidierung wünschenswert. Nach einem Schritt zurück, würde der kommende Anstieg gesünder sein. Wir bleiben so oder so dabei.
Nervenkrieg geht in die nächste Runde
Der Bund-Future bleibt der Angstindikator in Frankfurt. Als nächste Hürde werden bereits die 178 Punkte in Angriff genommen. Damit steigt die Negativverzinsung weiter an. Alle Sparer sind in diesem Dilemma gefangen und können sich dem nicht entziehen. Negative Zinsen vernichten Kapital, es bleibt nur das Ausweichen in andere Anlageklassen. Die Deutschen sind der größte Verlierer in dieser unwirklichen Welt und unser Staat spart dabei noch Milliarden…