Vergangenen Mittwoch erfolgte die erwartete Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten um 0,75 Prozentpunkte. Zuerst setzte Erleichterung ein, die Kurse schossen in die Höhe. Nach den harten Worten zur zukünftigen Geldpolitik seitens Jerome Powells sowie immer neuer politischer Verwerfungen innerhalb Europas war es mit der Erholung schnell vorbei. Im Anschluss rollte abermals eine Verkaufswelle über unsere Köpfe hinweg. Aus technischer Sicht ereilt uns nun doch der große Schock. Auffanglinien, die seit Februar 2022 Bestand hatten, konnten dem Druck nicht standhalten. Beim Dow-Jones-Index ging es unter die Grenze von 30.000, der Deutsche Aktienindex riss seine Unterstützung von 12.400 Punkten. Jetzt hängen wir sprichwörtlich komplett in der Luft. Folglich steigt die Gefahr für einen weiteren Rücksetzer, der uns eine Etage tiefer bringt. Für den DAX würde dies ein Risiko von mindestens zusätzlichen 10 Prozent beinhalten. Erst dort kommen Nachkäufe infrage. An der Nachrichtenfront bleibt alles beim Alten. Eine schlechte Neuigkeit jagt die nächste. Im September stürzt der ifo-Geschäftsklimaindex auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, steht damit nahe dem Corona-Tief. Beim deutschen Konsumklima veröffentlicht die GfK heute sogar einen historischen Negativrekord. Mittlerweile gehen die Experten der Deutschen Bank von einer sehr schweren Rezession aus. Hier wird mit einem Rückgang unserer Wirtschaftsleistung von 4 Prozent gerechnet. Unter einer Befragung von Börsenbriefen sprechen 68 Prozent der Redaktionen von pessimistischen Marktausblicken. In der Vergangenheit kam es regelmäßig bei einem Wert von minus 60 zu einer positiven Gegenbewegung an den Börsen. Deswegen sollte beim Ausbleiben von Horrormeldungen in den kommenden 14 Tagen eine technische Erholung im Bereich des Möglichen liegen. Alle Aktienbestände zu verkaufen, bleibt bei unserem heutigen Europaszenario keine Option. Wegen dem Krieg, möglicher sozialer Unruhen und dem Beginn von Veränderung in der politischen Landschaft (Italien) weiß kein Mensch genau, in welcher Form der Euro am Ende existiert. Auch ein Zerfall ist nicht mehr komplett ausgeschlossen. Wir sollten erhebliche Buchverluste aushalten, da Sachwerte (Aktien, Rohstoffe, Immobilien) in der Geschichte am Ende nach Krisen immer die Oberhand gegen Papiergeld behalten haben.
Rohstoffe im freien Fall
Keine Anlageklasse kann sich der Furcht der Anleger entziehen. Öl und Gold gehörten zu den prominentesten Opfern. Starke alte Unterstützungen wurden ebenso durchbrochen. Jetzt befinden wir uns im Niemandsland, demzufolge sind die Böden noch nicht erreicht. Anziehende Zinsen, US-Dollar-Rekorde und die Sorgen vor dem Wirtschaftskollaps lassen die Investoren verzweifeln. Zumindest die starken Rückgänge bei den Industriemetallen wie Kupfer, Zink & Co sollten mit Verzögerung zu einer Entspannung bei den Inflationsraten führen. Sogar Gas- und Strompreis sind dieser Tage von den Spitzenkursen um durchschnittlich 30 Prozent zurückgekommen.
Trendfortsetzung bei den Zinsen
Die Federal Reserve geht knallhart gegen die Verteuerung vor. Nach der getroffenen Entscheidung rasselt der Bund-Future auf 136, US-Anleihen mit 10 Jahren Laufzeit werfen 3,99% p.a. ab. Auch der Rentenmarkt crasht. Für viele Beobachter geht die Notenbank zu rigoros und mit falscher Datenbasis vor. Der Stachel des verlorenen Vertrauens sitzt tief. Damit den Absturz der US-Wirtschaft zu riskieren, ist ein gewagtes Spiel. Darüber hinaus bringt sie den heimischen Immobilienmarkt in eine schlimmere Bredouille als 2008. Dort stehen alle Ampeln auf dunkelrot. Möglicherweise schlummert sogar hier das größte Risiko für die gesamte Finanzwelt.
In eigener Sache
Wir durchleben an der Börse und privat dramatische Zeiten. Bitte nutzen Sie Telefonate oder Videokonferenzen zur zusätzlichen Lagebesprechung. Ich stehe Ihnen jederzeit auch in den Abendstunden sowie am Wochenende zur Verfügung. Ihr Sören Weigelt.