Ein Wechselbad der Gefühle stürzt über alle Börsianer herein. Nach dem jüngsten Abverkauf erleben wir eine starke Gegenbewegung. Etliche Anleger handeln abermals nach dem berühmten Credo der vergangenen 10 Jahre: Buy the Dip-Kaufe den Rückschlag. Wer dieses Prinzip die ganze Zeit nicht berücksichtigt hat, schaute komisch aus der Wäsche, denn auf jeden stärkeren Rückgang folgte schnell eine saftige Erholung. Vor so einem Gewissenskonflikt befinden wir uns Anfang Februar. Gleich zwei Begleiterscheinungen weisen beachtliche Unterschiede zur Vergangenheit auf, die wir nicht einfach beiseiteschieben dürfen. Während der vergangenen 13 Jahre waren Zinsen oder die Zinswende kein Thema. Darüber hinaus fallen die bis zu 120 Milliarden USD schweren Stützungskäufe pro Monat von Wertpapieren seitens der Federal Reserve ab dem März weg. Dort soll dann parallel die erste Leitzinserhöhung stattfinden. Den Börsen wird demnach von zwei Seiten die so entscheidende Liquidität entzogen. Wir alle müssen mit weniger Doping zurechtkommen. Es gibt keine blinden Käufe mehr, sämtliche Unternehmen kommen auf den Prüfstand, dies führt zu gnadenlosen Differenzierungen. Aufgeblähte, „wertlose“ Titel stehen vor schweren Zeiten, etliche Hypes dürften vorerst abebben oder vorbei sein. Substanz ist gefragt. Vor allen Dingen sind Firmen im Vorteil, die über ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfügen, starke Kennzahlen ausweisen sowie einen klaren Managementplan für die unzähligen Herausforderungen der Zukunft kreieren. Zu einem großen Teil hat so eine Sektorrotation bereits begonnen. Alte Branchen wie Chemie, Maschinenbau, Banken und Verkehr entwickeln sich zu neuen Lieblingen. Natürlich verdienen ebenso Technologietitel mit einer wertigen Aussicht unsere Aufmerksamkeit. Die Spreu wird vom Weizen getrennt, dabei sind Zinsen noch Monate auf einem Niveau, bei dem soliden Aktien kein größerer Schaden entstehen sollte. Deutsche Titel bleiben preiswert, gehören zum Großteil der alten Ökonomie an. In China besteht die Chance auf ein glaubhaftes Comeback, obwohl die Kritiker in deutlicher Überzahl dagegen halten. Um den Konflikt in Osteuropa gibt es keine weltbewegenden Neuigkeiten. Dieser kann jederzeit eskalieren oder gelöst werden. Davon hängt kurzfristig alles ab. Die Barquote muss als Kompromiss und für Handlungsfähigkeit Bestand haben.
Miniknall nach Notenbankkonferenz
Im Anschluss der FED-Sitzung brachen für die Edelmetalle einige Dämme. Erst am Montag hörten die Bären mit ihren Verkäufen auf. Gold konnte zumindest die bedeutende Unterstützung von 1.780 USD knapp verteidigen, jetzt gibt es Werte um die 1.800 USD. Das Ausbruchsniveau (1.835 USD) ist in die Ferne gerückt. Silber bewegt sich in einer orientierungslosen Zone, erst über 25 USD schauen wir genauer hin. Zuletzt sind es doch nur Angstkäufe wegen dem Techno-Crash sowie einem möglichen Krieg gewesen. Das reicht nicht für einen nachhaltigen Trend. In Zeiten wie diesen darf über einen Verzicht von Edelmetallen trotz allem nicht nachgedacht werden. Öl prallt bei 90 USD nach unten ab. Mit dem Schritt zurück wird die Chance auf 100 USD und mehr gewahrt.
Zurück beim Zinsanstieg
Nachdem die Hektik der letzten Tage etwas verschwand, kommen Anleihen verstärkt zurück auf den Markt. Den Bund-Future drückt dies seit Ewigkeiten unter 169. Ein nächstes Verkaufssignal kommt in Reichweite. Dadurch steigen die Zinsen, mit unserer dortigen Anlage sind wir bestens positioniert, liegen im positiven Bereich. Die amerikanische Notenbank hat den Raum für mehr als die erwarteten Zinserhöhungen offen gelassen. Wir wären dann indirekt mit von der Partie.