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Zwischen Hoffen und Bangen

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Ohne Vorankündigung gingen die Aktienmärkte in den Korrekturmodus über. Als stiller Auslöser steht die Enttäuschung der Zinshoffnungen im Raum. In den USA preiste die Wall-Street die Erwartungen an gesenkte Leitzinsen für die Dividendentitel ein. Niedrigere Zinsen bedeuten für die Unternehmen geringere Finanzierungskosten. Somit sind größere Spielräume in den Bewertungen nach oben möglich. Besonders Titel aus der Technologiebranche profitierten von dieser Fantasie. Nun platze diese Hoffnungsblase. Als Konsequenz erfahren die Kurse eine Anpassung in die umgekehrte Richtung. Dabei ufern die Verluste bei den wichtigsten Indizes bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus. Seit Oktober erlebte der Markt keine nennenswerte Konsolidierung. Gerade erfolgt der überfällige Schritt zurück. Die überhitzte Markttechnik sowie die zuletzt euphorische Stimmung erhalten eine Abkühlung. Besonders hart traf es stark gelaufene Hightechfirmen. Wegen ihrer zum Teil extremen Preise reagieren sie besonders zinssensibel. Ein Star der KI-Branche verzichtete vor der Bekanntgabe der eigenen Quartalszahlen auf eine gewohnte vorherige Umsatzprognose. In der Folge verlor die Aktie fast ein Viertel an Wert. Andere Unternehmen des Sektors gerieten in Sippenhaft. Innerhalb weniger Stunden lösten sich erhebliche dreistellige Milliardenbeträge in Luft auf. Dadurch wird die gestiegene Nervosität der Börsianer belegt. Trotzdem startet der Versuch einer gekonnten Branchenrotation. Innerhalb dieser finden Umschichtungen von teuren Technologieaktien zu Werten der klassischen Industrien statt. In den nächsten Wochen tritt die Börse den Beweis an, ob die erwähnten Transformationen ohne größere Unfälle gelingen. Wir sind in der Breite ordentlich aufgestellt und erhöhen das Risiko bei der aktuellen Gemengelage noch nicht.

Gewinnmitnahmen im Rohstoffsektor

Jetzt fordert das hohe Aufwärtstempo seinen Tribut. Je schneller Preise steigen, umso heftiger fällt dann die anschließende Korrektur aus. Gold, Silber und Kupfer galten zuletzt als Lieblinge unter den Investoren. Neben einer Art Krisenwährung spielt die zukünftige Nachfrage eine tragende Rolle. Der Umbau der westlichen Industrien mit erhöhtem ökologischen Anstrich sendet seine Vorabsignale. Branchen, wie Automobile, Solarindustrie sowie Windkraft, benötigen stattliche Mengen der begrenzten Ressourcen. Ohne solche Grundmaterialien geht dann gar nichts mehr. Aber auch bei den Rohstoffen gibt es keine Einbahnstraßen. Beim laufenden Rücksetzer kommt es unter Umständen zu einer kurzfristigen Überprüfung des Trends. Dort sollte Gold bei 2.200 USD und Silber um die 25 USD eine Stütze erhalten, danach die Kurse abermals nach oben abdrehen. Öl führte unlogische Preisentwicklungen durch. Die Verschärfung in Nahost spielte keine Rolle. Das schwarze Gold ging sogar auf Tauchstation. 90 USD pro Barrel, gilt es als Widerstand zu durchbrechen.

Zweideutige Signale

So schnell kann eine Änderung der Rahmenbedingungen für Furore sorgen. Die Zinslandschaft wird zum Teil auf den Kopf gestellt. Hier sehen wir eine Art Novum mit Seltenheitswert. Eine gefühlte Ewigkeit könnte nun Europa als Vorreiter für eine Zinswende in Frage kommen. Normalerweise gibt die größte Notenbank der Welt, die amerikanische Federal Reserve, den Takt auf den Märkten vor. Jetzt verhindern eine zu robuste US-Konjunktur sowie ein abermaliges Aufflackern der Inflation das ungeschriebene Gesetz. Erste Stimmen sprechen in den USA von einer abermaligen Zinserhöhung. So eine Variante hatte niemand auf dem Schirm. In Europa ergibt sich hingegen ein anderes Bild. Die Wirtschaft im Euroraum schwächelt. Als größtes Sorgenkind gilt das ehemalige Zugpferd Deutschland. Hier verhindern die politischen Entscheidungen bisher ein Comeback. Alle diese Fakten rufen die Europäische Zentralbank auf den Plan. Möglicherweise erfolgt eine Zinssenkung bereits im laufenden Quartal.

In eigener Sache

Aufgrund des Feiertages am 01. Mai 2024 erscheint die nächste Kolumne erst am 08.05.2024.

 

Zwischen Hoffen und Bangen
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.