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Börsen contra Notenbank

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Ende vergangener Woche setzten die US-Börsen zu einem beeindruckenden Schlussspurt an. Damit senden die Bullen (Optimisten) ein Zeichen. Im Schlepptau stieg unser Deutscher Aktienindex auf über 15.600 Punkte. Bis zum möglichen Kaufsignal fehlen nur noch gut 50 Zähler. Ein rasches Überschreiten der so wichtigen 200-Tagelinie bei 15.650-15.700 innerhalb der folgenden Tage wäre ein bedeutsames Signal. Ansonsten würde die heutige Dynamik verblassen und das Zeitfenster verschiebt sich nach hinten. Zahlreiche große Investmentadressen handeln an diesem heiligen Gral (200-Tagedurchschnitt). Anschlusskäufe nach einem Überbieten stehen dann regelmäßig auf der Tagesordnung. Ein neuer Trend wäre geboren. Die jüngste Stärke bei den Aktienkursen fand trotz des Auftritts eines großen Spielverderbers statt. Jerome Powell, der Chef der amerikanischen Notenbank, stellte vor ein paar Tagen überraschend die Möglichkeit von weiteren Zinserhöhungen in den Raum. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wirkte der Schock nur kurz. Auf Konfrontation zu Powell gehen immer mehr Ökonomen. Sie sehen keine zusätzlichen Notwendigkeiten. Maßgebliche Preiskomponenten sollten im Jahr 2024 weitere Rückgänge erfahren. Schon in den ersten 6 Monaten von 2025 besteht die Chance auf die Erfüllung der angesetzten Inflationsziele. Zu den beschriebenen Hoffnungsschimmern traut sich jetzt die größte Investmentbank der Welt (Goldman Sachs) aus der Deckung. An der Börse liegt der schwierige Teil hinter uns. Für die anstehende Dekade sehen die Profis ein Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts von 2,6 Prozent. Dies liegt deutlich über den sonstigen Konsensschätzungen von 2,1 Prozent. Aktien begleiten demgemäß diese Entwicklung und besitzen damit Aufwärtspotential. Als Konsequenz wurden die Kursziele für den S&P500 (aussagekräftigster Aktienindex der USA) nach oben angepasst. Um die 5 Prozent Luft gebe es dann bis zur erwarteten Marke bei rund 4.700 Zählern zum Ende von 2024. In Deutschland präsentierten die Konjunkturerwartungen bei der ZEW-Befragung einen Anstieg. Dabei verbesserte sich die Kennzahl auf plus 9,8 Punkte. Es ist der erste positive Wert seit April 2023. Bei einem nachhaltigen Kursdurchbruch sind erste Käufe vorstellbar.

Verkäufe dauerten an

Unter der Anlegergemeinde nimmt der Risikoappetit leicht zu. Deswegen findet die Trennung von zuletzt aus Angst angeschafften Investments eine Fortsetzung. Gold gehört dann besonders zu den Leidtragenden. Aus technischer Sicht wurde bisher kein Porzellan zerschlagen. Hier wäre erst bei der Unterstützungszone von 1.880 bis 1.900 USD Gefahr in Verzug. Maßgeblich für den weiteren Verlauf bleiben die Zinserwartungen sowie die Geschehnisse in den Kriegsgebieten. Gestrige Meldungen zu Preisentwicklungen in den Vereinigten Staaten lockten die Käufer für Gold & Co zurück. Am Ölmarkt beherrschen unlogische Diskrepanzen das Geschehen. Obwohl frühere Konflikte in der Nahostregion oft für dreistellige Kurse beim schwarzen Gold sorgten, gab es einen unerwarteten Schwächeanfall. Bisher gehen die Börsianer von einem regional begrenzten Krieg aus. Nichtdestotrotz bleibt es so oder so die Bestrebung der erdölexportierenden Länder, den Ölpreis in Richtung 100 USD pro Barrel zu hieven. Im Notfall steht eine zusätzliche Verknappung des Angebots im Raum.

Kurse laufen zur Seite

Ziemlich gelassen reagierte der Rentenmarkt auf die Zinsdrohungen der Federal Reserve. Mit einem lustlosen Geplänkel gingen die Kurse in eine waagerechte Richtung. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen 86 Prozent der Befragten von keiner weiteren Zinserhöhung im laufenden Jahr aus. Gestern fand diese Prognose eine eindrucksvolle Bestätigung. Bei den sehnlichst erwarteten US-Konsumentenpreisen folgte im Anschluss das kollektive Aufatmen. Alle relevanten Komponenten wie Kernrate oder Jahresinflation lagen unter den Erwartungen. Es sind die erhofften Entspannungssignale.

 

 

Börsen contra Notenbank
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.