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Die Unterstützung wurde gerissen

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Über etliche Wochen konnte unser Deutscher Aktienindex die Auffanglinie im Bereich von 15.000 Punkten unzählige Male verteidigen. Nun hat das Nichtabreißen von schlechten Nachrichten den Verkaufsdruck deutlich erhöht, die Unterstützung wurde nach unten durchbrochen. Oft führt dies zu Anschlussverkäufen, ein Test von 14.000 im DAX wäre durchaus möglich. Einen extremen Belastungsfaktor stellt die Ungewissheit der weiteren Entwicklung im Nahen Osten dar. Eskalation, regionaler Konflikt oder Diplomatie sind die drei Optionen im Schlaglicht der berichtenden Medien. In einem Umfeld offener Entscheidungen trifft ein Großteil der Anleger keine nachhaltigen Investitionen. Geduld und Nervenstärke bleiben die ausschlaggebenden Parameter. Seit einigen Tagen läuft die Berichtssaison der Unternehmen in den Vereinigten Staaten. Aufgrund der Geopolitik verkommt dieser sonst mit großer Spannung erwartete Showdown zum Nebenschauplatz. Positive Überraschungen übertreffen aktuell die Enttäuschungen bei den Veröffentlichungen der Firmen. Prozentual zweistellige Kursausschläge in beide Richtungen sind die entsprechende Folge. In Summe ist es ein Lichtblick im grauen Nebel. Viele Giganten der Hochtechnologie müssen bald ihre Büchner öffnen. Damit können sie das berühmte Zünglein an der Waage für die kurzfristige Marktrichtung sein. Nach den zuletzt schwachen Börsensitzungen kann es beim Ausbleiben zusätzlicher Hiobsbotschaften, kleinere Erholungen geben. Dafür spricht die Markttechnik in Verbindung mit den maßgeblichen Stimmungsindikatoren. Die Psyche der Börsianer drehte nun in den stark negativen Bereich. Zum Ausdruck kommt das Ganze beim viel beachteten Fear-& Gread-Index, der nur noch 4 Punkte von panischem Verhalten entfernt ist. In Extremsituationen tritt dann früher oder später das Gegenteil ein. Wir halten noch an den Barbeständen fest und investieren bei einer Art Ausverkauf.

Ängste locken Käufer an

Mit dem neuen Konflikt im Nahen Osten zieht die Verunsicherung unter den Investoren massiv an. Damit findet die Flucht in den sicheren Hafen der Edelmetalle ihre Fortsetzung. Gold schaffte fast den Sprung an die magische Grenze von 2.000 USD pro Feinunze. Beim Silberpreis erfolgte lediglich die Rückeroberung der Marke von 23 USD. Nach so einem Sprint, der zum Teil mit einem Anflug von Panikkäufen begleitet wurde, liegt eine Atempause beziehungsweise ein Rücksetzer in der Luft. Dies wäre vollkommen normal, gehören doch Konsolidierungen unweigerlich zu einem Trend. Mittlerweile gibt es in den USA, eine interessante Entwicklung zu beobachten. Private Haushalte trennen sich immer häufiger von ihren Goldbeständen. Dazu gehört in erster Linie der Verkauf von persönlichem Goldschmuck. Unsicherheit über die Zukunft sowie finanzielle Engpässe stellen die Haupttreiber dar. In den Vereinigten Staaten sind mit einer Verzögerung die Bremseffekte der Zinserhöhungen spürbar. Trotzdem kann dieses Verhalten als Kontraindikator angesehen werden. Privatanleger hasten bestimmten Verläufen hinterher und verpassen dadurch die richtigen Investitionszeitpunkte. Im Ölmarkt sehen wir vorerst eine Beruhigung der Gemüter. Der Preis für das Schwarze Gold kam um über 7 USD pro Barell zurück. Je nach den Veränderungen im neuen Kriegskonflikt kann es zu einer Implosion oder Explosion der Kurse kommen.

Zinsthema rückt in die zweite Reihe

Morgen treffen die Notenbanker der Europäischen Zentralbank zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Dieses Mal kommen sie damit den wichtigeren Kollegen aus den Vereinigten Staaten zuvor. Hier findet die Zusammenkunft am 01. November 2023 statt. Die Verkündung einer Zinspause, würde Frau Lagarde samt Gefolgschaft gut zu Gesicht stehen. Viele Preiskomponenten unterstützen diese Annahme, befinden sich mittlerweile auf einem deutlichen Rückzug. Stellvertretend seien die Erzeugerpreise in Deutschland genannt. Hier konnte im September 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat eine rapide Verringerung von 14,7 Prozent in die Statistik einfließen. Außerdem nehmen die Renditen langfristig veranlagter Anleihen den Zentralbankern die Arbeit ab. Dort entziehen sich die Preise dem Einfluss der Währungshüter. Einzig Angebot und Nachfrage bilden die jeweiligen Kurse. Höhere Sätze in dem genannten Segment bremsen die Inflationsentwicklung zusätzlich. Folglich wäre es in der jetzigen Gemengelage die beste Entscheidung, den Hauptrefinanzierungssatz innerhalb der Eurozone bei 4,5 Prozent zu belassen.

 

Die Unterstützung wurde gerissen
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.