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Erste Bodenbildungsversuche, doch die Angst bleibt

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

An der Technologiebörse Nasdaq haben sich durch den Crash mittlerweile 5 Billionen US-Dollar in Luft aufgelöst. Damit ist die Spekulationsblase geplatzt. Zum prominentesten Beispiel wider Willen verkam die Aktie von Meta, ehemals Facebook. Nach Börsenschluss wurde das Zahlenwerk des Internetgiganten mit Schrecken aufgenommen. Innerhalb kürzester Zeit rauschte der Wert um 25 Prozent in den Keller. Damit verschwanden über Nacht fast 200 Milliarden USD. Das Vermögen von Zuckerberg, dem Chef, büßte 20 Milliarden USD ein. Ähnliche Verläufe, sind zumindest prozentual bei etlichen Hochtechnologieaktien zu beobachten. Der Hype aus der Vergangenheit wird jetzt teuer bezahlt. Investment-Göttinnen, wie zuletzt Cathie Wood, steigen zu bemitleidenswerten Geschöpfen ab. Demnächst kommt es auf das Ausloten des Korrekturbodens an, Luft nach unten besteht aus Bewertungsgründen weiterhin. Mit nur einem blauen Auge durchschifft der Deutsche Aktienindex bis heute die Zinswende und die damit verbundenen Ängste. Von der Spitze verloren wir knapp 10 Prozentpunkte. In so einer Phase hilft die geringe Technologielastigkeit. Lediglich zwei reinrassige Unternehmen aus dem Segment (Infineon, SAP) beinhaltet unser DAX. Noch glimpflicher wäre die Reaktion ohne die jüngste Indexanpassung. Mit der Aufnahme von Corona-Gewinnern wie Hello Fresh, Zalando sowie Delivery Hero beugte man sich dem Druck einer „Verjüngung“. Das fällt uns aktuell auf die Füße, diese Unternehmen waren und sind zu teuer. Damit ist eine mögliche Achillesferse genannt. Bei einer ausschließlich technischen Betrachtung fällt wiederholt auf, dass wir im Bereich von 15.000 Punkten eine starke Unterstützung aufweisen können. Unzählige Male stoppte dort der Verkaufsdruck. Dadurch erhält diese Linie mittlerweile als psychologisches Auffangnetz eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Das wichtigste Problem bleibt ungelöst. Da half bisher weder Diplomatie noch Säbelrasseln. Wahrscheinlich wissen nicht einmal die Beteiligten, wie und wann der osteuropäische Konflikt endet. Neben der Zinsentwicklung stellt dies die zweite große Bremse dar. Trotzdem können nach den herben Einbrüchen ordentliche Zwischenerholungen erfolgen. Wir bleiben in diesem Dilemma gefangen, müssen ausharren und je nach Ausgang handeln.

Physische Nachfrage gegen Terminmärkte

Punktgenau am entscheidenden Trend bei 1.780 USD drehte Gold nach oben, damit ist kurzfristig die nächste Attacke der Bären abgewendet. Seitdem folgten 40 USD Aufschwung, ein Anfang von Wiedergutmachung. Gerade bei Edelmetallen wird die Irrationalität an den Märkten schonungslos aufgezeigt. Trotz ungewohnt hoher Anleiherenditen errechnen wir zum Beispiel für die USA eine Realverzinsung von minus 6 Prozent! Um diesen Satz findet die jährliche Geldentwertung statt. Das schreit nach Gold und Silber. Die Amerikaner begreifen diese Realität, decken ihr Vermögen so stark wie zuletzt Anfang 2017 mit Silbermünzen ein. Genauso bemerkenswert ist die reale Goldnachfrage mit Schwerpunkt in Asien. Über die Terminmärkte drücken die Zocker mit ihren Verkaufsorders den Preis. Wann endet so ein Spektakel? Wir bleiben an Bord, die zukünftigen Herausforderungen erfordern Streuung sowie Absicherung. Öl knackte bereits 90 USD, die Bullen scharren mit ihren Hufen.

Fällt wie ein Stein

Wann haben wir den Bund-Future zuletzt unter 166 Zählern gesehen? Es ist eine Ewigkeit her. Der Rekord von über 179 (August 2019) liegt natürlich auch schon eine Weile zurück. Irgendwo 1997 begann der „ewige“ Aufwärtstrend, 2021/2022 sollte dieser brechen. Eine neue Dekade ist eingeläutet. Mit schnellen Schritten bewegen wir uns auf 2,00 Prozent p.a. bei zehnjährigen Anleihen in den USA zu. Es sollten nur Durchgangsstationen sein, eine Atempause ist immer möglich.

Erste Bodenbildungsversuche, doch die Angst bleibt
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.