Die politischen Emotionen im neuen Nahostkonflikt kochten nur für wenige Tage hoch. Für das mögliche Ausmaß hielten sich die Aktienmärkte absolut schadlos. So eine relative Stärke habe ich selten gesehen. Der Fehdehandschuh ist geworfen und damit bleibt ein zusätzliches theoretisches Risiko natürlich bestehen. Daraus resultiert dann eine mögliche Gefahr, die auf historischem Topniveau immer größere Auswirkungen hat als in einem bereits bereinigten Markt. Wir werden damit leben müssen. Aus Aktiensicht hat jetzt zudem der wichtigste Aspekt das Ruder der Aufmerksamkeit übernommen, die Berichtssaison. Alle Unternehmen stehen auf dem Prüfstand und werden umfangreiches Zahlenwerk über den Geschäftsverlauf der vergangenen drei Monate zum Besten geben. Kleinste Enttäuschungen sind bei diesen Kurshöhen nicht erlaubt und würden gnadenlos abgestraft. Noch entscheidender werden die Ausblicke der Unternehmensbosse für die zukünftige Entwicklung. Der Markt braucht Perspektiven für die Einpreisung von Zielen. Aus technischer Sicht ist der Deutsche Aktienindex mit und ohne Iran kurzfristig überkauft. Jetzt können holprige Wochen vor der Türe stehen. Ein Luftholen in Form eines Rücksetzers wäre wünschenswert. Das Tempo aus 2019 lässt sich linear nach oben nicht fortsetzen. Wir bekämen eine ungesunde Überhitzung und müssten diese teuer bezahlen. Korrekturkurse in der nächsten Zeit würden Rückkaufkurse darstellen. Dafür wurde Liquidität aufgebaut. Auf Grund der Zinssituation und der Bewertung würde nach einem Rückgang erhebliches Potential auf der Oberseite herrschen, was uns noch einige Jahre begleiten kann.
Der Hafen für die kommenden Wochen
Wegen der Unruhen im Nahen Osten schossen die Notierungen der Edelmetalle sowie der Ölpreis durch die Decke. Diese kurzfristige Übertreibung muss korrigiert werden. Ansonsten haben wir es hier mit einem absolut gesunden Trend seit fast zwei Jahren, zu tun. Zwei Schritte hoch und einer zurück, es läuft wie im Bilderbuch. Insgesamt befinden wir uns hier noch in einem sehr frühen Stadium, die positive Entwicklung sollte uns noch etliche Zeit erhalten bleiben. Eine Verstärkung dieses Sektors bleibt sinnvoll. Beim Öl sehe ich weiteres Potential, ziehe aber die Edelmetalle vor.
Gefangen auf Extremniveau
Die Anleihen konnten von der Angst der Anleger noch einmal profitieren und der Bund-Future kletterte über 172 Punkte. In den Köpfen der EZB-Banker findet ein Umdenken statt. Sie wollen weg vom Negativzins, finden bisher aber keine brauchbare Lösung. Nicht einmal Nobel-Preisträger können einen machbaren Fahrplan aus der Schublade zaubern. Das lange Ende (10 Jahre) bei den Bundesanleihen wird seinen eigenen Weg gehen und das heißt Zinsanstieg. Für dieses Jahr stellt diese Wette, die interessanteste dar.