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Wieder am Freitag

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Gegen Ende vergangener Woche starteten die Aktienmärkte nach dem Notenbankschock einen Erholungsversuch. Den Deutschen Aktienindex spülte dieser sogar über die Marke von 13.000 Punkten. Am Freitag um 18.00 Uhr war es mit der Herrlichkeit vorbei. Ab jetzt rauschten die Notierungen im Sekundentakt in die Tiefe. Entweder fand ein Unfall am Kernkraftwerk in der Ukraine statt oder es ging um Nordstream 1. So schnell konnten die Nachrichtenagenturen überhaupt nicht reagieren. Das große Rätselraten begann, unser DAX knallte um 400 Zähler nach unten. Nun ist der Gashahn aus Russland komplett zugedreht, der ohnehin schon extreme Preis für den Rohstoff, schoss anschließend zusätzliche 30 Prozent in die Höhe. Vor zwei Monaten wäre die deutsche Börse daraufhin um bis zu einem Fünftel abgestürzt. Während der Zeit hatten die Investoren und Wirtschaftsbosse die Möglichkeit gewisse Vorkehrungen zu treffen sowie die gestiegene Eintrittswahrscheinlichkeit des verheerenden Schrittes einzukalkulieren. In jeder Woche trifft die Börse derzeit ein Blitz. Gleich Anfang September sollte es damit einer der heftigsten sein. Dabei zählt der laufende Monat aus historischer Betrachtung auch ohne Hiobsbotschaften zur schwierigsten Börsenzeit des Jahres. Trotzdem dürfen wir die Flinte nicht ins Korn werfen. Ebenso oft konnte der September eine Art Wendemonat ausbilden. Die Prüfung dafür läuft derzeit an. Zum einen zeigt der DAX bei der erdrückenden Nachrichtenlage relative Stärke. Auf der anderen Seite notiert unser Index noch über der so wichtigen Grenze von 12.300 bis 12.400. Für die kurze Sicht fallen dort die Entscheidungen. Sollte es eine Etage tiefer gehen, würden deutsche Aktien im Durchschnitt mit einem einstelligen Kurs-Gewinnverhältnis bewertet. So etwas hat es in diesem Sinne noch nie gegeben. Weitblickende Anleger müssen dann auf Schnäppchenjagd gehen.

Nächster Test stand an

Mit einem 20-Jahreshoch des US-Dollar wog eine schwere Bürde auf den Edelmetallpreisen. Außerdem ziehen die Zinsen weiterhin an. Trotz solcher belastenden Fakten dreht Gold zum dritten Mal seit März 2021 bei 1.680 US-Dollar nach oben, Silber kämpft sich über 18 USD zurück. An diesen Punkten sollte es unbedingt zum Nachlassen des Verkaufsdrucks kommen. Ansonsten ist der seit gut zwei Jahren währende Trend in Gefahr. Romantiker beginnen wegen der galoppierenden Inflation, von einer Rückkehr zum Goldstandard zu träumen. Dabei müsste zum Beispiel eine Währung wie der US-Dollar in einem festgelegten Verhältnis mit physischem Gold hinterlegt sein. In so einem Fall würde das Edelmetall senkrecht in die Höhe schießen. Regelmäßig steht die erwähnte Forderung während Zeiten mit riesigen Preissprüngen im Raum. Im Umkehrschluss zeigt die Geschichte ebenso die übergroßen Nachteile so einer Konstellation auf. Für Wirtschaft sowie Börse stellte es den absoluten Albtraum dar. Manche Historiker gehen so weit, dass es den zweiten Weltkrieg ohne den damaligen Goldstandard nie gegeben hätte. Näher an der Realität steht ein weiterer Report zum Silbermarkt. Erst vor einer Woche machte ein anderer Analyst den Anfang. Durch die Energiewende wird die Silbernachfrage in den folgenden Jahren explodieren. Das Ganze trifft dann auf eine Förderung, die mit dieser Tatsache nicht annähernd Schritt halten kann. Als Konsequenz winken deutliche Kursaufschläge. Seit 12 Monaten beschließt die OPEC erstmals eine Drosselung der Ölfördermengen. Trotzdem bleibt der Ölpreis deutlich unter 100 USD. Das spricht für sich.

Kurse bleiben im Keller

Am Donnerstag kommt die Europäische Zentralbank zu ihrer turnusmäßigen Sitzung zusammen. Mittlerweile gehen immer mehr Marktbeobachter davon aus, dass es eine große Zinserhöhung um 0,75 Prozent geben wird. Dies wäre die kräftigste Anhebung seit Einführung der Gemeinschaftswährung, nur im Jahr 2000 gab es bereits einmal so einen Schritt. Im dramatischen Konflikt von Inflation, Konjunktur und Südeuropastaaten muss eine Entscheidung her. Im Hintergrund taucht bereits der Bund-Future in Richtung 146 ab. Wir bleiben mit der Zinsanlage vollständig dabei, die aktuell einzigen Gewinne stellen ein kleines Trostpflaster dar.

 

Wieder am Freitag
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.